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Do, 01. November 2018


"Rudolf Steiner Schule im Elterntest" - und viel mehr als das…

Buchhinweis

Mehr als 300 Eltern unserer Schule haben anfangs 2016 an einer online-Befragung teilgenommen, die von der Arbeitsgemeinschaft der Rudolf Steiner Schulen der Schweiz und Liechtensteins (ARGE) durchgeführt wurde. Schweizweit haben mehr als 2700 Eltern aus 30 Steinerschulen durchschnittlich eine knappe Stunde aufgewendet, um den umfangreichen Fragenkatalog durchzuarbeiten und dazu noch mehr als 4000 Kommentare zu formulieren. So ist ein imposanter Datenberg zusammengekommen, den es dann erst mal in aufwändiger Arbeit zu analysieren galt.

Über den grundsätzlich positiven Grundtenor des Eltern-Feedbacks, über zentrale Ergebnisse und spezielle Auswertungen für unsere Schule ist an einem Info-Abend in Ittigen, im „forum“ und auch im schweizerischen „Schulkreis“ mehrfach berichtet worden. Diesen Sommer ist nun noch ein 240seitiges Buch erschienen. „Rudolf Steiner Schule im Elterntest“, heisst das gut lesbare und sehr lesenswerte Werk von Heinz Brodbeck, das im Untertitel „Lob– Kritik – Zukunftsideen“ verspricht. Das Buch ist – dies sei gleich klargestellt – nicht einfach eine ausführliche Version der Ergebnisse der Elternbefragung, die Interessierte längst anderweitig zur Kenntnis nehmen konnten. Nein, es bietet viel mehr.

Feine Analysen und Zusatzinformationen

Es zeichnet ein sehr differenziertes Bild der Elternschaft, ihrer Einstellung und Wahrnehmung der Schule. Es arbeitet feine Unterschiede heraus – zum Beispiel zwischen Schulmüttern und Schulvätern, zwischen Eltern und Lehrpersonen mit Kindern an der Steinerschule oder zwischen Eltern, die erst wenige oder schon viele Jahre dabei sind. Der Autor zieht auch Quervergleiche zu Daten aus der öffentlichen Schule oder aus ähnlichen Studien, zum Beispiel über ehemalige Schülerinnen und Schüler, auch aus dem Ausland. Und er bettet viele Befunde erklärend ein in allgemeine Informationen über die Steinerschulen. Das macht das Buch lesenswert für alle, die sich nicht bloss über die Elternoptik informieren wollen, sondern generell über unsere Schulbewegung und ihre pädagogischen und organisatorischen Besonderheiten.

"Entwicklungsfelder", die zu bearbeiten sind

Für alle, die in den Steinerschulen mitreden und mitgestalten dürfen, wollen oder müssen, ist die Lektüre eigentlich geboten, weil der Autor ausgehend vom gründlich analysierten „Elterntest“-Datenberg und inspiriert durch seine reichen Erfahrungen in der Schulbewegung, in der Wirtschaft und in der Forschung auch „Konklusionen“ und Vorschläge zur Diskussion stellt: Lehren, die er als ehemaliger Schulvater, pensionierter Betriebswirtschafter und aktuelles ARGE-Vorstandsmitglied ganz persönlich empfiehlt. Erfreulicherweise präsentiert Heinz Brodbeck allerdings keine Patentrezepte, keine Gewissheiten, sondern „nur“ klar abgesteckte „Entwicklungsfelder“.

Aber auch das ist viel mehr: Sein Buch ist eine Einladung, ja Aufforderung, gemeinsam an der „Interaktion zwischen Lehrpersonen und Eltern zu arbeiten“, im Schulmanagement professioneller zu werden und den individualisierten Unterricht zu verstärken, die Qualität der Steinerpädagogik zu pflegen und diese vor allem für die heutige Zeit, die heutigen Kinder und ihr heutiges Umfeld weiterzuentwickeln. Dass Eltern dabei mithelfen möchten und aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit dies auch könnten, ist aus dem „Elterntest“ klar hervorgegangen. Nun gilt es, dieses Potenzial zu nutzen und auf Elternseite auch den Tatbeweis zu erbringen, dass die Antworten in der Elternumfrage auch ernst gemeint waren.

Bruno Vanoni,
Co-Vorsitz (Elternvertretung) Vorstand
Rudolf Steiner Schule Bern Ittigen Langnau

Bezugsquelle: Das Buch kann beim Sekretariat der Steiner Schule Winterthur bezogen werden.